Schaf oder Mensch

Schaf oder Mensch

Sind Stadtschnuggen eigentlich Schafe, die auf städtischen Grünflächen weiden, oder sind es doch eher Menschen, die in der Stadt wohnen und in Schafe vernarrt sind? Schaf oder Mensch, das ist hier die Frage. Das Wortspiel aus Stadt und Heidschnucken – eine alte Schafrasse aus der Lüneburger Heide – lässt beide Interpretationen zu. Sie dürfen sich also gerne „Stadtschnugg“ nennen, wenn sich bei Ihnen in den Vitrinen und Regalen eine Vielfalt von wolligen Figürchen  angesammelt hat. Oder lassen Sie Ihre Schafe auf der Quartierwiese ungeniert als „Stadtschnuggen“ gelten. Das Schöne an der Ambiguität oder Zweideutigkeit ist, dass sie das Tor zur Traumwelt einen Spalt breit offen lässt.

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Schlagzeilen für 1003 Schafe

Schlagzeilen für 1003 Schafe

Sie machten unlängst Schlagzeilen, die 1’000 Schafe, die dem Flugplatzkommando Emmen über Weihnachten halfen, die Mäuse von den Grünflächen und damit die Raubvögel von den Kampfjets fern zu halten (siehe Neue Luzerner Zeitung vom 15.12.2015). Doch Schlagzeilen verdienen eigentlich auch die 3 Spiegelschafe der nahe gelegenen Siedlung Unter-Grundhof in Emmen. Seit fünfzehn Jahren dienen sie dort der naturbezogenen Pflege und gemeinschaftlichen Nutzung des Areals. In wenigen Wochen werden sie ihre neu geborenen Lämmer zu säugen beginnen und damit die Herzen vieler Kinder in Emmen erobern.

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Die Schafe von Garrett Hardin

Die Schafe von Garrett Hardin

Dort in den appenzellischen Hügeln, wo ich aufgewachsen bin, gab es keine Allmende. Vielleicht früher einmal vor dreihundert Jahren. Auf der Landeskarte findet sich heute jedenfalls kein Flurname, der andeuten könnte, dass es im Dorf allgemeinschaftlich genutztes Weideland gab. Erst in der Stadt Zürich lernte ich eine Allmende kennen. Dort, wo sich heute Joggerinnen erholen und Drohnen ferngesteuert werden, weideten früher Kühe und Schafe. Es ist eine glückliche Fügung, dass diese schöne Grünfläche in Zürich immer noch Allmende und nicht „Erholungs- & Freizeitpark“ heisst. So erinnert sie uns, dass der Mensch seine Ressourcen gemeinschaftlich nutzen kann, und lädt uns ein, mehr über Allmenden nachzudenken.

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Schenke deiner Freundin eine Wolke!

Schenke deiner Freundin eine Wolke!

Grösser könnte der Gegensatz nicht sein. Schwere gusseiserne Walzen drehen sich langsam und leise um ihre Achsen und befördern dabei eine Schleierwolke aus zarter Wolle im Uhr- und Gegenuhrzeigersinn durch die alte Kardiermaschine. Im Handumdrehen lässt sich gar nicht so einfach sagen, wie viele Walzen es sind. Sie wurden vor über hundert Jahren in einer Maschinenfabrik in Chemnitz gegossen und zusammenmontiert. In Hallen, wo es damals wohl eher heiss und lärmig wie in der Hölle war. Nun wickeln sie friedlich Wollwolken auf die grosse und letzte Holzwalze im Räderwerk. Nicht irgendwelche Wolle, sondern genau die vom Lieblingsschaf, denn die Kardiermaschine aus Chemnitz steht in Huttwil im Spycher-Handwerk, das Wert darauf legt, dass wes fettige Schurwolle sie annimmt, des luftige Wollwolke sie wieder zurückgibt. Das ist heutzutage, wo Profit vor allem durch Masse gewonnen wird, nicht so selbstverständlich. Aber es kommt dem urbanen Zeitgeist mit hochgeschriebener Individualität gut entgegen. Dem urbanen Schafliebhaber sei deshalb vorgeschlagen: Schenke deiner Freundin eine Wolke!

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Vom Sammeltrieb der Stadtschnuggen

Vom Sammeltrieb der Stadtschnuggen

Plinius, der alte Dichter aus Rom, würde jeden Hortus (lat. Garten) der heutigen Stadtgartenszene besuchen, das Wissen sammeln und in seinem berühmten enzyklopädischen Werk Naturalis Historia horten. Schon weil die Stadt selbst aus der Versammlung entsteht, ist das Sammeln wohl tief im urbanen Selbstverständnis verwurzelt. In der Stadtgartenszene jedenfalls wird gerne gesammelt und getauscht. Ein Beispiel zeigte das Stadt-Tomaten-Fest in Zürich.

Und wir mit unserem Traum vom eigenen Schaf? Darf der Sammeltrieb auch in der Stadtschnuggenszene seine Wurzeln schlagen?

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